Washington, DC entdecken mit den Free Walking ToursFSch - Washington. Ist man erstmal in DC angekommen und hat den Jetlag halbwegs überstanden, stellt sich unweigerlich die Frage, wie man die Stadt am besten erkundet. Der erste Einfall wird vermutlich sein, sich mit dem Reiseführer unter dem Arm auf den Weg zu den Attraktionen der Hauptstadt zu begeben. Aber warum sollte man sich mit den üblichen Touristeninfos zufrieden geben, wenn man viel interessantere Geschichten und Hintergrundinformationen durch Bewohner der Stadt erfahren kann?
Genau das bieten die Free Walking Tours Washington, DC an. Die Tourguides lieben ihre Stadt und kennen sie wie ihre Westentasche. In Gruppen von maximal 20 Personen führen sie durch eine bestimmte Gegend der Stadt. Bei regelmäßigen Stopps geben sie ihr Wissen und die eine oder andere Anekdote zum Besten und schaffen es so, die Tour zugleich interessant und unterhaltsam zu gestalten. Die täglich stattfindenden Führungen dauern zwischen 1,5 und 2,5 Stunden und werden online reserviert. Neben derzeit sechs verschiedenen Führungen tagsüber werden auch einige Night Tours angeboten, etwa durch Georgetown oder entlang der National Mall.
Die Prinzip lautet hierbei: Pay What You Like! Die Teilnahme an den Touren ist kostenfrei. Am Ende der Tour nimmt der Guide aber gerne ein Trinkgeld entgegen.
Ich habe an den Touren durch die Botschaftsgegend sowie Dupont Circle und über den Arlington Cemetery teilgenommen und kann beide Touren empfehlen. Gerade bei letzterer empfand ich es als weit weniger touristisch, den Friedhof zu Fuß zu erkunden, anstatt sich in den Tourbus der dort angebotenen kommerziellen Führung zu setzen und sich von einem Highlight zum nächsten karren zu lassen.
Das Grundprinzip der Free Walking Tours wurde übrigens 2004 in Berlin erfunden und hat sich seitdem laut freetoursnetwork in über 200 Städte weltweit verbreitet. Also probiert es aus, damit ihr beim nächsten Städtetrip wisst, was euch erwartet!
5 Monate in Oxon Hill- Ein RückblickSD - Washington. Die erste Herausforderung vor jedem Aufenthalt in Washington ist es, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Nach unzähligen erfolglosen E-Mail Korrespondenzen über Craigslist entschied ich mich für ein Townhouse in Oxon Hill, Maryland; einem Vorort im Südosten der Hauptstadt. Erleichtert eine günstige Wohnung mit gutem Anschluss zur Metro gefunden zu haben, machte ich mich auf die Reise. Mein erster Eindruck war äußerst positiv. Der gesamte Reihenhausblock war erst vor 5 Jahren errichtet worden und die Einrichtung war ausgesprochen modern.
Erste Bedenken begannen erst, als mir zugetragen wurde, dass ich der erste Praktikant in über 20 Jahren sei, der in Southeast wohne, da es vielen dort zu gefährlich sei. Und diese Sorgen waren nicht aus der Luft gegriffen. Insbesondere in den 1990er Jahren beherrschte der Drogen- und Waffenhandel North- und Southeast. Kriminelle Gangs waren zahlreich und schreckten nicht davor zurück, Konkurrenten zu eliminieren. Ich erfuhr von Morden, von Mafia-artigen Schutzgelderpressungen und Raubüberfällen. Eine besonders einprägsame Geschichte erzählte mir eine Mutter von acht Kindern, deren Familienhaus im Visier von Schüssen liegt, wo diese sich auf den Boden legen mussten, um zu überleben. Ich selbst habe ab und an auch Schüsse gehört, da wie ich erfuhr, stolze Waffenbesitzer gerne einmal in die Luft schießen würden.
Doch diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Morde sind in Southeast selten geworden, zu groß ist die Angst, ein Leben hinter Gittern verbringen zu müssen. Polizeiautos sind tagtäglich zu sehen und im Notfall sehr schnell zur Stelle. Kokain und Extasy sind zwar immer noch im Umlauf, aber inzwischen hat sich das harmlosere Marihuana als die Volksdroge etabliert und manchmal erschien es mir als wäre die gesamte Southern Avenue in einen großen Marihuana-Nebel getaucht - die Washington Post nannte es kürzlich zynisch The scent of summer.
Die in ganz Washington voranschreitende Gentrification macht auch vor Oxon Hill keinen Halt. Insbesondere nach der Errichtung des MGM-Casinos im fünf Minuten entfernten National Harbor sind die Mieten stark gestiegen. Über meinen Aufenthalt hinweg wurden zahlreiche Straßen saniert, Gehwege neu gepflastert und demolierte Bushaltestellen saniert. Für manche dort ansässige Bewohner war dies nicht leistbar und sie mussten eine neue Bleibe finden.
Ich bin rückblickend aber vor allem über die weitreichenden Erfahrungen mit der afro-amerikanische Kultur dankbar. In vielerlei Hinsicht, ob dies nun in Bezug auf Sprache, Musik oder Küche ist, laufen die Dinge doch anders dort als in traditionell weiß geprägten Vierteln. Ich hatte mit meinen Mitbewohnern enormes Glück und habe durch sie sehr schnell neue Leute kennen gelernt.
Ich glaube nicht, dass Oxon Hill das richtige Viertel für jeden ist. Ich weiß aber, dass ich mich dort sehr wohl gefühlt habe und dort sehr viel Wohnung für vergleichsweise sehr wenig Geld bekommen habe. Ein Leben in Southeast erweitert meiner Meinung nach den eigenen Horizont enorm und jeder, der nicht immer die sichere Variante für sich beansprucht, sollte auch eine Wohnung jenseits des Anacostia River in Erwägung ziehen.
Update: Von A nach B in DCMA - Washington. In Zeiten von Smartphones und schlauen Apps haben sich vor allem Uber und Lyft als praktische Begleiter herausgestellt. Es handelt sich dabei um Mitfahrgelegenheiten, die man über sein Smartphone bestellen und auch sofort bezahlen kann. Man gibt lediglich Standort und Ziel ein und bekommt gleich die Preisanzeige für die gewünschte Fahrt.
Wer heute in DC unterwegs ist, kommt fast nicht mehr ohne diese Apps aus. Die Smartphones der Fahrer werden geortet und dem Fahrgast sodann direkt angezeigt, welche Fahrer sich in unmittelbarer Nähe befinden. Die Wartezeit beträgt meistens nur wenige Minuten. Wer Zeit hat, kann auch ein Uber Pool oder eine Lyft Line bestellen, bei denen noch ein weiterer Fahrgast aufgegabelt wird. Die Kosten werden dann auf alle Mitfahrer umgelegt und so reduziert sich der eigene Beitrag merklich.
Uber und Lyft lohnen sich insbesondere bei Fahrten zu etwas entlegeneren Orten, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht so einfach zu erreichen sind. Im Gegensatz zum Taxi muss man durch den vorher festgesetzten Preis auch nicht befürchten, dass die Fahrt durch Staus und Umwege teurer wird als erwartet. Vor allem in der Gruppe ist die Fahrt mit einem Uber oder Lyft meist billiger als mit der Metro. Nur die Rush Hour lässt sich immer noch am besten mit der Untergrundbahn umgehen.
Bevor man sich die Apps aufs Smartphone lädt, sollte man die aktuellen Referendare und Referendarinnen um eine Empfehlung bitten. Über die App kann man einen Link an eine Handynummer senden. Installiert man über diesen Link die jeweilige App und registriert sich als Nutzer, erhalten meist Werber wie auch Geworbener Freifahrten oder Guthaben.
Diese moderne Form des Transports hält zudem einige Überraschungen parat. Neben lustigen Gesprächen, netten Fahrern und geselligen Mitfahrern kann es schon auch mal passieren, dass die Navigation nicht so gut wie erhofft klappt oder auch der Fahrstil zu wünschen übrig lässt. Im Anschluss an die Fahrt kann dies über die App kommuniziert werden. Jeder Fahrer kann individuell mit einem bis fünf Sternen bewertet werden. Bekommt ein Fahrer zu viele schlechte Bewertungen, wird er vom App-Anbieter gesperrt.
Die Verfügbarkeit von Fahrern zu jeder Tages- und Nachtzeit schafft zudem ein beruhigendes Gefühl von Sicherheit auf dem Nachhauseweg. Am Zielort angekommen muss der Fahrer nämlich über sein Smartphone bestätigen, dass er den Fahrgast am gewünschten Zielort abgesetzt hat.
Die Apps stellen eine tolle Alternative zu den bekannten Verkehrsmitteln dar und werden rege genutzt. Für die Wahlstation in Washington sind sie eine willkommene Ergänzung zu Bikesharing, Metro, Bus und Taxi. Die Kosten sind einschätzbar und können gegen das jeweilige alternative Fortbewegungsmittel abgewogen werden. Und selbst wenn es einmal später wird, kann man entspannt bleiben und muss nicht immer einen Fahrplan im Auge behalten. Die Hetzerei zur letzten Bahn hat sich durch dieses Angebot jedenfalls erledigt.
Amtseinführung mit PoliticoMA - Washington. Schon mehrere Wochen vor der Amtseinführung des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump wurde heftig diskutiert, wo und inwieweit man am besten an der Zeremonie teilnehmen könne. Während sich einige entschieden, ganz fern zu bleiben und sich durch Abwesenheit gegen den gewählten Präsidenten auszusprechen, folgten wir einem Tipp der Deutschen Botschaft und meldeten uns für den 2017 Inauguration Hub von Politico, einer aufstrebenden politischen Nachrichtenagentur, an. Die Veranstaltung fand im W Hotel - unweit des Weißen Hauses - statt.
Bereits um 8 Uhr morgens trafen wir uns vor dem Hotel, wurden durch die strenge Sicherheitskontrolle geschleust, als Teilnehmer registriert und zur Dachterrasse geleitet. Oben angelangt waren wir erst einmal hellauf begeistert vom Ausblick. Richtung Westen sahen wir das weiße Haus und im Süden das Washington Memorial und das Lincoln Memorial auf der National Mall. Auch das Pentagon und das Jefferson Memorial konnten wir aus dieser Perspektive ohne weiteres erkennen. Das Capitol, vor dem die Feierlichkeiten stattfanden, war zwar nicht direkt zu sehen, aber dafür wurde die Vereidigung und die anschließende Rede von Trump live auf großen Bildschirmen übertragen.
Nachdem die erste Aufregung verflogen war, genossen wir die Verköstigung am Frühstücksbuffet. Kurz darauf wurde auch schon das Programm von Politico mit einer Diskussionsrunde eingeleitet. Zu Gast waren, neben verschiedenen Beratern von Trump, auch der Schöpfer der TV-Serie House of Cards Beau Willimon, sowie Oskargewinner und Regisseur von Before the Flood Fisher Stevens.
Die Vereidigung von Präsident Donald J. Trump wurde sehr zurückhaltend und mit mäßigem Applaus verfolgt. Es ist sich wohl niemand sicher, was die Trump-Administration in den nächsten vier Jahren für die USA und die Welt bedeuten wird. In diesen Tagen wird aber zunächst darüber diskutiert, dass Donald Trumps Krawatte viel zu lang war; dass Melania Trump Jacky Kennedys Outfit kopiert hat und warum die Torte auf dem Inaugural Ball eine exakte Nachbildung der Torte der Obamas war. Freude und Genugtuung herrscht darüber, dass zu Trumps Amtseinführung spürbar weniger Menschen erschienen sind, als damals 2009 zu Obamas Vereidigung.
Der Vorwand, dass viele Menschen gar nicht erst in den abgesperrten Bereich gelangen konnten und so von einer Teilnahme auf der National Mall abgehalten wurden, erschloss sich für uns durch den direkten Blick auf einen leeren Sicherheitskontrollpunkt nicht. Auch die Tribünen entlang der Parade konnten nur mit Mühe gefüllt werden. So wurden Freunde von uns gefragt, ob sie auf einer der Tribünen Platz nehmen wollen, weil sie noch nicht voll besetzt war. Selbst als der Präsidentenkonvoi an unserem Standort vorbei kam, waren nicht viele Menschen auf den Straßen zu sehen.
Im Vergleich dazu hatte der Women's March am darauffolgenden Tag eine deutlich höhere Teilnehmerzahl. Öffentliche Verkehrsmittel waren völlig überlastet und selbst, wenn man mehrere Blocks von der Marschroute entfernt war, musste man sich immer noch durch Menschenmassen drängen. In einem Meer aus selbstgebastelten und äußerst kreativen Schildern stachen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem wegen ihrer pinken - oftmals selbstgestrickten - Mützen und Accessoires hervor. Der Women's March war im Verhältnis zur Inauguration im W Hotel ein krasses Kontrastprogramm. Beide Erfahrungen möchten wir nicht missen. We, the people gewinnt in Washington derzeit eine ganz neue Bedeutung.
Terrorverdächtige nach 9/11
© 2017 Miriam Angelstorf, Washington
MA - Washington. Wer meint, er könne sich im Vorbeigehen eine Verhandlung vor dem Supreme Court der USA anschauen, der hat sich geschnitten. Um einen der 50 Zuhörerplätze im Gerichtssaal zu ergattern, stand ich bereits um 6 Uhr morgens vor dem Gerichtsgebäude an. Die erste Verhandlung war für 10 Uhr angesetzt, aber vor mir warteten schon zu viele Leute, und so hatte ich keine Chance. Der zweite Fall, der an diesem Tag verhandelt wurde, betraf ein immer noch brandaktuelles Thema: Die Behandlung von nach den Anschlägen vom 11. September 2001 festgenommenen Terrorverdächtigen.
Seit die von Terroristen entführten Passagiermaschinen in die Zwillingstürme des World Trade Center flogen und diese zum Einsturz brachten, beschäftigt sich die Welt mit der Frage wer ein Terrorist sein könnte. Im New Yorker Metropolitan Detention Center wurden Terrorverdächtige lediglich aufgrund ihrer Rasse, Religion, des Einwanderungsstatus oder Herkunft inhaftiert und physisch und psychisch missbraucht.
In dem Oral Argument am 18. Januar 2017 beschäftigte sich der Supreme Court der USA im Fall Ziglar v. Abbasi mit der Frage, ob Nichtstaatsangehörige, die im Namen der Nationalen Sicherheit diskriminiert und missbraucht wurden, nebem dem Amt auch hochrangige Regierungsbeamte verklagen können. Außerdem stand die Frage im Raum, ob die Kläger schlüssig vortragen konnten, dass gerade die benannten Regierungsbeamten ihre Rechte verletzt hatten. Das Gericht sollte entscheiden, ob bewiesen werden konnte, dass die Beklagten mit einem gemeinsamen Tatplan vorgingen und die Inhaftierten misshandelten und demütigten, obwohl sie wussten, dass keine Verbindung zum Terrorismus bestand. Zuletzt galt es zu klären, ob die Regierungsbeamten sich auf qualified Immunity, also bedingte Immunität berufen konnten. Voraussetzung dafür ist, dass die Beamten bei Ausführung der Tat in gutem Glauben handelten.
Für die Teilnahme an 30 Minuten dieser Verhandlung lohnte sich die fünfeinhalb stündige Wartezeit. Zwar verpasste ich den Anfang des Oral Arguments, aber den Faden konnte ich dank einer kurz zuvor vom Center for Constitutional Rights ausgehändigten Zusammenfassung schnell aufnehmen. Ohnehin ist es unfassbar beeindruckend, in dem Gerichtssaal Platz nehmen zu können. Der hohe Raum ist rundherum mit Reliefs verziert und von massiven Säulen gerahmt. Die Richterbank ist erhaben, und die obersten Richter des Landes wirken auf ihren massiven Sesseln fast winzig. Überhaupt hat der Saal eine so überwältigende Atmosphäre, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Nachdem die Verhandlung geschlossen wurde, wurden alle Zuschauer ganz eilig aus dem Saal gescheucht. Ich hätte mich gerne noch ein bisschen genauer umgeschaut. Glücklicherweise kann man im Foyer des Gerichts dann aber wenigstens noch einen Miniaturnachbau des Saales anschauen. Ein Besuch beim Supreme Court lohnt sich auf jeden Fall. Wer eine Verhandlung miterleben will, muss standfest und geduldig sein. Immerhin ist der Sonnenaufgang vor dem Capitol gratis dabei.
Steuernummer mit J-Visum am Wohnort ArlingtonWer ein Praktikum oder seine Referendariatsstation in den USA ableistet, darf wegen des J-Visums auch Social Security Number zu beantragen. Sowohl für Geschäfts- als auch private Zwecke, selbst ein Masterstudium, in die USA ist die SSN wichtig. Deshalb sollte man sich die Beantragung während des Praktikums oder der Wahlstation nicht entgehen lassen. Man benötigt das DS-2019 Formular und sowie ein gültiges Arbeits- oder Praktikumsvisum und eine amerikanische Anschrift. Etwa zwei Wochen nach dem Antrag erhält man die Social Security Number mit Social Security Card.
Einmal ausgestellt, bleibt die SSN als Steuernummer ein Leben lang nützlich, etwa beim Mieten einer Wohnung oder der Kontoeröffnung. Das Ausfüllen der Formulare und die Wartezeit dauerten bei mir etwa eine Stunde gedauert. Wer sich lange Wartezeiten ersparen will, dem empfehle ich, morgens früh, sobald das Office öffnet, hinzufahren. Ein Termin im vorhinein wird nicht vergeben- es gilt also first come first serve. Da ich während meines Praktikums in Arlington, Virginia, wohne habe, habe ich meinen Antrag beim Social Security Office in Arlington stellen müssen.
Arlington ist übrigens auch als Wohnort absolut empfehlenswert. Wem Washington, DC, zu teuer ist oder wenn sich die Wohnungssuche trotz aller Tipps zu schwierig gestaltet, bietet Arlington eine etwas günstigere, aber nicht weniger schöne Alternative. Ich fand über Airbnb.de ein Zimmer im Dachgeschoss eines typischen amerikanischen Hauses gefunden. Die Vermieterin nutzt die Zimmer, die durch den Außug ihrer eignen Kinder frei wurden, um sich ein bisschen Geld dazu zu verdienen und ihr Haus zu beleben. Mit noch fünf anderen Airbnb-Gästen im Haus findet man so auch nach der Arbeit immer jemanden für Unternehmungen. Mit dem Bus oder der Metro sind es von der Unterkunft in Arlington bis zum Büro in der Hauptstadt bei guter Verkehrslage etwa 40 Minuten. Das Zimmer ist übrigens bei Airbnb unter diesem Link verzeichnet.
Wer viele Wochen in Washington verbringt und die Stadt bereits kennengelernt hat, dem kann ich einen Tagesausflug nach Richmond, der Hauptstadt von Virginia, empfehlen. Ganz anders als DC ist Richmond eher mit einer Stadt in Südstaaten wie Texas oder Arizona vergleichbar. Wer die zwei Stunden fahrt mit dem Greyhound Bus gerne auf sich nehmen möchte, der bekommt bei einem Tagesausflug einen schönen Einblick in das etwas dörflichere Amerika.
Neben New York und Boston, schon mehrfach angepriesen wurden, empfiehlt sich auch Philadelpia für einen Tagesausflug. Wieder erlebt man ca. zwei Stunden Busfahrt und kann die wesentlichen Teile der Stadt an einem Tag gut erlaufen, um sich einen Überblick über die sogenannte Geburtsstadt Amerikas zu verschaffen. Allgemein empfiehlt es sich übrigens, den Bus bereits ein paar Tage vor dem Ausflug zu buchen, um pro Fahrt bis zu 20 Dollar zu sparen.
Eine letzte Anmerkung möchte ich noch zum Visumssponsor machen. Ich hatte als Sponsor für den Aufenthalt die German American Chamber of Commerce gewählt, rate allerdings anderen Referendaren oder Praktikanten eher zu einem anderen Sponsor. Die Kammer war, wie ich erst später erfuhr, der teuerste und aufwendigste Sponsor. Während die Unterlagen bei anderen Sponsoren online ausgefüllt werden konnten, bestand sie auch während meines Aufenthaltes auf ausgedruckten und wieder eingescannten Zwischenberichten und -bewertungen. - JE
Referendare beim Court of Federal ClaimsMH - Washington. Am Platz vor dem Weißen Haus befindet sich der United States Court of Federal Claims, ein Bundesgericht zuständig für Klagen Privater gegen die US-Regierung. Wir, die Referendare von Berliner Corcoran & Rowe LLP, haben uns am Morgen den Verhandlungsplan angesehen und uns für eine Verhandlung um 11 Uhr entschieden. Bis zum Beginn der Verhandlung warten wir in dem Vorraum und werden sogar kurz von amerikanischen Anwälten für Attorneys gehalten.
Der Termin, das Hearing, findet in Courtroom 6 statt, einem holzvertäfelten Gerichtssaal, der ehrwürdiger wirkt als wir es von vielen deutschen Gerichtssälen gewohnt sind. Wir nehmen auf der Besucherbank Platz. Kläger und Beklagte sitzen sich an Konferenztischen gegenüber und stehen für das Hearing an einem Pult, um von der Richterin befragt zu werden.
Dem Fall können wir trotz mangelnder Kenntnis der Akten erstaunlich gut folgen. Dies liegt vor allem daran, dass wir nach sechswöchiger Wahlstation in der Kanzlei schon ein gewisses Verständnis für den amerikanischen Zivilprozess entwickelt haben, was es uns erlaubt, die Verfahrensvorgänge besser nachzuvollziehen.
Der Kläger macht Schadensersatzansprüche gegen die USA geltend, die er darauf stützt, dass es die United States auf einem amerikanischen Militärstützpunkt in einem afrikanischen Land nicht verhindert haben, dass im Eigentum des Klägers stehende Fahrzeuge von der dortigen Polizei beschlagnahmt wurden.
Zuerst hat die Beklagte, eine Vertreterin des Department of Justice, das Wort. Sie beginnt mit ihren Ausführungen und wird nach zwei Sätzen sofort von der Richterin unterbrochen. Auch im weiteren Verlauf kommt es immer wieder dazu, dass sie ihren Vortrag unterbrechen muss, um auf Fragen der Richterin zu antworten. Eine Art der Befragung, die ersichtlich dazu geeignet ist, den Vortragenden aus dem Konzept zu bringen und ihn auf Herz und Nieren zu prüfen.
Dem Kläger geht es im Anschluss bei seiner Befragung ähnlich. Am Ende des Hearings ist klar, dass sowohl auf Kläger- als auch auf Beklagtenseite viele Aspekte und Argumente weiter auszuführen sind. Die Richterin gibt den Parteien zu verstehen, dass sie bisher keine richtige Tendenz entdeckt, wie der Fall zu entscheiden ist. Die offenen Fragen drehen sich - für deutsche Juristen in diesem Prozessstadium überraschend - darum, ob der Court of Federal Claims im vorliegenden Verfahren überhaupt nach 28 USC § 1502 zuständig ist, und weiterhin darum, inwieweit das Handeln der Beklagten einen für den Schadensersatzanspruch gegen den Staat erforderlichen public Use hat und ob das Handeln der Polizei des afrikanischen Landes den United States zugerechnet werden kann.
Im Raum steht, soweit die Zuständigkeitsfrage zugunsten des Court of Federal Claims entschieden werden kann, der Übergang in den nächsten Verfahrensschritt - das sogenannte Discovery Verfahren - in dem die Parteien alle Beweise, die den Anspruch belegen bzw. bestreiten, beibringen müssen.
Gerichtsbesuch in DCWahrscheinlich stellt sich jeder Referendar, der einen Teil seiner Ausbildung in den USA verbringt, die Frage, ob Gerichtsverhandlungen tatsächlich so ablaufen wie man es aus dem Fernsehen kennt. Die Antwort lautet: nicht ganz so, aber doch so ähnlich. Ich beschloss also, zum Court of Appeals for the Federal Circuit zu gehen; einem Revisionsgericht in Washington, DC mit bundesweiter Zuständigkeit. Zunächst musste man - wie am Flughafen - durch die Sicherheitskontrolle. Das war kein Problem. So far so good.
Man musste sich mit seinem Personalausweis ausweisen und mitteilen, welche Verhandlung man sich ansehen wollte. Dies wurde dann im PC vermerkt und es konnte los gehen. Im 4th floor befand sich zunächst der Wartesaal, alles schon pompöser als ich es von deutschen Gerichten kannte. Dann wurde ein Referendarskollege, der nur in T-Shirt und Jeans zum Gericht kam, wieder nach Hause geschickt. Er sei not allowed to go inside in this outfit.
Okay, wieder etwas, was in Deutschland nicht ganz so streng gehandhabt wird. Ich mit Blazer und schwarzer Hose konnte aber rein und kam erst mal ins Staunen. Großer Saal, Holzvertäfelung und alles ein bisschen größer als man es aus deutschen Gerichten kennt. Ich nahm in einer der Reihen Platz und ließ erst mal alles auf mich einwirken.
Am Richterpult standen die amerikanische Flagge und die des Gerichts. Überall waren Mikrophone zu sehen. Das, wie ich vorher in Erfahrung brachte, dient dazu, die Gerichtsverhandlungen aufzuzeichnen, um sie später als Podcast ins Internet zu stellen. Dann ging das Spektakel los. Zunächst erklärte der Gerichtsdiener, was man während der Verhandlung alles nicht machen darf (trinken, essen, Handy nutzen usw.). Und dann kam das ehrenvolle Gericht (natürlich durch den aus Film und Fernsehen bekannten Schlag mit dem Hammer angekündigt).
Der Verhandlung selbst war fast nicht zu folgen (ohne Akten und großem Verständnis vom amerikanischen Recht fast nicht möglich). Aber es fiel auf, dass die Anwälte von den drei anwesenden Richtern vollkommen in die Mangel genommen wurden. Jeder Anwalt hatte etwa 15 Minuten Zeit um seinen Standpunkt darzulegen, wurde aber ständig von den Richtern (und das nicht immer freundlich) unterbrochen und mit teilweise fiesen Fragestellungen gelöchert “are you really sure that …”. Für die Anwälte war es bei diesem landesweit zuständigen Revisionsgericht bestimmt eine andere Erfahrung als vor ihrem Dorfrichter.
Im Großen und Ganzen war es eine Erfahrung, die man als Referendar in DC erleben sollte. Auch wenn inhaltlich vermutlich nicht viel hängen bleibt, so ist es doch interessant zu sehen, wie der amerikanische Prozess in real life abläuft. Viel Spaß dabei!
Hostelbericht in Washington D.C.PS - Washington Die häufigste und auch vor Beginn des Praktikums wichtigste Frage ist die nach einer Unterkunft. Diese sollte natürlich nach Möglichkeit sehr billig sein, was in Washington nicht so leicht ist. Zunächst gibt es Craigslist. Jedoch wird hiervon häufig abgeraten, da man schnell auf Betrüger hereinfallen kann. Falls man doch erfolgreich ist, findet man Wohnungen mit einer monatlichen Miete von 800 bis 1500 Dollar.
Für meinen zweimonatigen Aufenthalt habe ich mich für die Hostel Hopping Variante entschieden. Meist kann man zwar nur ein Hostel für einen maximal zweiwöchigen Aufenthalt buchen, diesen jedoch meist nach Absprache mit dem Hostelpersonal verlängern. Die Preise variieren stark, was hauptsächlich mit der Jahreßeit zusammenhängt. Der Preis pro Nacht liegt bei den meisten Hostels zwischen 20 bis 40 Dollar. Vor allem zum Frühlingsbeginn steigt der Preis an. Egal ob längerfristig für ein Praktikum oder kurzfristig auf der Durchreise, Hostelgäste sind meist sehr angenehme Zeitgenossen. Ausnahmen gibt es jedoch auch sehr viele, deswegen empfehle ich einen abschliessbaren Koffer, sowie ein Schloss für die in jedem Hostel frei verfügbaren Spinde. Zuletzt ist zu sagen, dass man bei der Hostelsuche vor allem auf die Umgebung achten sollte. Hostels sind meist sehr unhygienisch und daher nicht geeignet, sich dort ausserhalb der Schlafenßeit aufzuhalten. Umso besser, wenn sich in der Nähe viele Cafees, Restaurants oder Bars befinden. Ansonsten gibt es natürlich in Washington als Hauptstadt der Vereinigten Staaten genug zu sehen, sodass einem sicher nie langweilig wird.
Im Wandel der Zeit: Park View
PZ - Washington. Noch vor knapp 10 Jahren wäre es wohl lebensgefährlich gewesen in Park View zu wohnen. Heute ist es eines der vielen Stadtviertel von Washington, die komplett umgewandelt werden. Es mag hier nicht so pittoresk wie in Georgetown oder so grün wie in Glover Park sein, doch auch Park View hat einiges zu bieten.
Der Stadtteil grenzt nördlich an die Howard University und östlich an Columbia Heights an. Typisch sind die vielen kleinen, typisch amerikanischen Einfamilien-Häuser. Gerade dies war für mich einer die Gründe, hier ein Zimmer zu suchen. Dazu kommt die gute Versorgung mit Supermärkten: im Umkreis von ca. 15-20 Minuten zu Fuß befinden sich ein Giant, ein Target sowie ein Safeway. Die Anbindung an die Innenstadt ist ebenfalls recht gut, je nach Lage sind es gut 15-20 Minuten zu Metrostationen der gelben und grünen Linie. Zudem fährt auf Georgia Avenue ein Bus bis zur Metro-Station Gallery Place, von wo aus man mit der roten Linie direkt zur Ausbilderkanzlei kommt. Am besten gelangt man dorthin jedoch mit dem Fahrrad, hierzu stehen diverse Ausleihstation des lokalen Bikeshare-Anbieters zur Verfügung. Die anstrengende Rückfahrt am Abend den Berg hoch wird morgens durch den fantastisch Anblick der erwachenden Stadt bei der Fahrt hügelabwärts in die Innenstadt wieder wett gemacht. Auch an guten Restaurants, Imbissen und Bars fehlt es in der Nähe nicht. Gerade die naheliegende U-Street und das Viertel Adams Morgan bieten Nachtschwärmern diverse Möglichkeiten.
Alles in allem kann ich daher Park View, gerade auch wegen des breitgefächerten Querschnitts an Kulturen und Altersschichten, nur empfehlen. Und man muss heute auch definitiv keine Angst mehr haben, genauso wie der Rest der Bundeshauptstadt ist auch Park View in den letzten Jahren sehr sicher geworden.